In Deutschland sind derzeit etwa 25 % der Erwachsenen von einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) betroffen.
Besorgniserregend ist, dass mittlerweile auch 5–10 % der Kinder und Jugendlichen betroffen sind.
Bei übergewichtigen oder adipösen Kindern liegt die Prävalenz jedoch bei 30–50 %. Die Hauptursachen hierfür sind ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und daraus resultierende Stoffwechselstörungen.
Die Leber ist das einzige Organ des Körpers, das sich selbst regenerieren kann.
Selbst nach einer Schädigung oder Teilentfernung kann sie ihr ursprüngliches Volumen und ihre Funktion wiederherstellen – vorausgesetzt, es ist ausreichend gesundes Gewebe vorhanden.
Regelmäßige körperliche Bewegung kann positive Veränderungen auf den Leberstoffwechsel, den Fettgehalt der Leber, den kardiovaskulären Status und den Wunsch zur Gewichtsreduktion bewirken
- Leberstoffwechsel:
Bewegung verbessert die Insulinsensitivität und steigert die Glukoseaufnahme sowie -verwertung in den Leberzellen. Dadurch wird der Stoffwechsel effizienter reguliert und die Fettbildung in der Leber reduziert. - Fettgehalt der Leber:
Durch körperliche Aktivität kommt es zu einem gezielten Abbau von intrahepatischem Fett. Studien zeigen, dass bereits moderate Bewegung den Fettgehalt der Leber signifikant verringern kann, unabhängig von einer Gewichtsreduktion. - Kardiovaskulärer Status:
Bewegung senkt Risikofaktoren wie Blutdruck, Blutfettwerte (Triglyceride und LDL-Cholesterin) und verbessert die Gefäßfunktion. Dies führt zu einer deutlichen Reduktion des kardiovaskulären Risikos, das bei NAFLD-Patienten häufig erhöht ist. - Gewichtsreduktion:
Bewegung erhöht den Energieverbrauch, fördert den Fettabbau und unterstützt die Erhaltung von Muskelmasse. Gleichzeitig verbessert sie die Motivation zur langfristigen Lebensstiländerung. Kombiniert mit einer gesunden Ernährung erleichtert körperliche Aktivität den Abbau von Übergewicht, was wiederum die Belastung der Leber und das Risiko von Begleiterkrankungen verringert.
Studienergebnisse
Die HEPAFIT-Studie untersucht die Wirkung eines sechsmonatigen Bewegungsprogramms auf den Leberstoffwechsel, den Fettgehalt der Leber und die kardiovaskuläre Gesundheit bei übergewichtigen/ adipösen Jugendlichen.
Hintergrund:
Viele Jugendliche haben ein hohes Risiko für fettleibigkeitsbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das metabolische Syndrom oder nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen (NAFLD). Obwohl körperliche Aktivität nachweislich positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat, sind viele Jugendliche inaktiv. Ziel der HEPAFIT Studie ist es, durch ein gezieltes Bewegungsprogramm Veränderungen im Lebensstil zu fördern.
Methoden:
100 übergewichtige/adipöse Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren aus zwei öffentlichen Schulen werden in einer randomisierten, kontrollierten Studie untersucht und in vier Gruppen eingeteilt:
- Standard-Curriculum:
60 Minuten Sport pro Woche mit niedriger bis mittlerer Intensität (n=25).
- HIPE (High-Intensity Physical Education):
Hochintensives Training (Laufen, Widerstandsübungen, Spielen) dreimal pro Woche für 60 Minuten (300–500
kcal/Session bei 75–85 % der maximalen Herzfrequenz, n=25).
- LIPE (Low-Intensity Physical Education):
Bewegung mit niedriger bis mittlerer Intensität (z. B. Sprinten, Dribbeln) dreimal pro Woche für 60 Minuten (300 kcal/Session bei 55–75 % der maximalen Herzfrequenz, n=25).
- Kombinierte HIPE- und LIPE-Gruppe: Kombination aus beiden Ansätzen (n=25).
Die zusätzlichen Bewegungsprogramme ergänzen den regulären Sportunterricht.
Primäres Ergebnis: Der Fettgehalt der Leber, gemessen durch den „Controlled Attenuation Parameter“ eine Woche nach Ende der Intervention.
Erwartungen:
Die Studie soll neue Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Bewegungsprogrammen zur Senkung des Leberfettgehalts und zur Verbesserung des Stoffwechselprofils und der kardiometabolischen Gesundheit liefern. Dies könnte zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen im schulischen Sportunterricht führen.
Die Studie liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, wie körperliche Aktivität die Gesundheit von Jugendlichen verbessern kann, insbesondere in einem schulischen Umfeld.
Die HEPAFIT-Studie untersuchte die Wirkung die Effekte verschiedener Dosen von Bewegung auf Entzündungsmarker bei übergewichtigen/adipösen Jugendlichen.
Ziel:
Metabolische Risikofaktoren bei übergewichtigen/adipösen Jugendlichen sind oft mit systemischer, niedriggradiger Entzündung verbunden. Die HEPAFIT - Studie untersuchte, ob ein sechsmonatiges Bewegungstraining die Entzündungsmarker beeinflusst.
Methoden:
Die Studie ist eine sekundäre Analyse eines randomisierten, kontrollierten Bewegungsinterventionsexperiments (Sept. 2017 – Dez. 2018).
Teilnehmer:
120 Jugendliche (11–17 Jahre, Tanner-Stadium II-V), davon 70 % Mädchen, mit einem BMI z-Wert ≥ 85. Perzentil und/oder einem Körperfettanteil ≥ 30 %, eingeteilt in 4 Gruppen (für 6 Monate):
- Kontrollgruppe (normale Schulsportstunden, CTRL)
- Hochintensive Sportstunden (HIPE)
- Niedrig-moderate Sportstunden (LIPE)
- Kombinierte Gruppe (PLUS).
Untersucht wurden 65 Biomarker für Entzündungen und Immunreaktionen (z. B. Chemokine, Zytokine, Wachstumsfaktoren).
Ergebnisse:
- 95 Teilnehmer wurden in die Analyse aufgenommen.
- LIPE-Gruppe: Signifikante Veränderungen bei 9 Proteinen (z. B. BLC, Eotaxin, MCP-4) mit deutlicher Reduktion einiger Marker.
- PLUS-Gruppe: 9 Proteine verändert (z. B. BLC, Osteopontin, RANTES).
- HIPE-Gruppe: 7 Proteine verändert (z. B. FGF-6, MCP-4).
- CTRL-Gruppe: 6 Proteine verändert (z. B. Leptin, IP-10).
Die LIPE- und HIPE-Gruppen zeigten spezifische Reduktionen von Entzündungsproteinen, die direkt durch Bewegung und nicht durch zeitliche Faktoren bedingt waren.
Schlussfolgerung:
Ein sechsmonatiges Bewegungsprogramm, insbesondere in den Gruppen LIPE und PLUS, führte zu signifikanten Veränderungen der Entzündungsmarker im Blut. Supervidierte Bewegungsprogramme könnten systemische Entzündungen reduzieren und so das Risiko für metabolische Erkrankungen bei übergewichtigen/adipösen Jugendlichen senken.
Studienregistrierung: ClinicalTrials.gov NCT02753231.
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